Tipps für die Literaturrecherche und das Bibliographieren in der Abschlussarbeit

Inhalt:

Wenn man das Thema seiner Arbeit erhalten hat, steht als nächstes die Literaturrecherche und das Bibliographieren an. Diese fällt am Ende stets nervenaufreibender und langwieriger aus als gedacht, sodass man sich diesen Schritt bestmöglich vororganisieren sollte, denn die Literaturrecherche nimmt einen wesentlichen Teil der Arbeit ein.

In diesem Artikel wollen wir erklären, wie man die Literatursuche organisieren sollte, wie man beim Bibliographieren vorgehen kann und was man tun kann, um am Ende nicht von einem Bücherberg erschlagen zu werden, den man sich zusammengesucht hat.

Vorgliederung (Grobgliederung) als Vorstufe zur Literaturrecherche erstellen

Bevor man sich also den Kopf darüber zerbricht, welche Suchmethoden oder Suchkanäle die geeignetsten sind, sollte man zuerst überlegen, wonach man überhaupt sucht (s. Vorgliedern). Dieser Einwand ist dabei weit weniger überflüssig, als er auf den ersten Blick wirkt.

Hintergrund dieser Anmerkung ist nämlich, dass es den meisten zwar leicht fallen mag, einen grundsätzlichen Themenkomplex zu benennen, zu dem die eigene Arbeit gehört (z.B. Internetwerbung, Social Media, Gesundheitsmanagement, Metaphorik). Es ist jedoch deutlich schwerer, innerhalb dieser sehr weiten Grenzen genau die Unterbereiche zu finden, die einen wirklich thematisch weiterbringen. Für die Literaturrecherche ist eine grobe inhaltliche Gliederung daher grundlegend.

Als erstes hilft es daher, sich eine vorläufige Gliederung anzulegen, die den linearen Titel der Arbeit in eine erste hierarchisierende Struktur umsetzt. Dafür sucht man die  inhaltlichen Schlüsselbegriffe heraus und gruppiert sie nach übergeordneten Themenblöcken. Dadurch werden Ober- und Unterkapitel innerhalb des Theorieteils angelegt und weitere und engere Suchbegriffe definiert.
Schreibt man beispielsweise über “haptische Metaphern” genügt es nicht, als Obersuchbegriff nur nach “Metaphern” oder direkt nach Veröffentlichungen zum spezifischen Schlüsselbegriff Ausschau zu halten, sondern man sollte auch Literatur zu Oberbegriffen wie “funktionale Metapherntypen” oder zu verwandten Begriffen wie den “Konzeptmetaphern” recherchieren.

 

Wo kann gesucht werden?

Als nächstes sollte man für sein Thema zusammenstellen, welche Recherchekanäle für die Literaturrecherche existieren. Grundsätzlich sollten folgende Kanäle miteinbezogen werden:

  • thematische (Online-)Fachzeitschriften,
  • Spezialbibliographien,
  • facheigene Suchportale (der eigenen Fakultät oder fremder Institute),
  • Bibliotheksserver bzw. -kataloge und

Diesbezüglich sollten zwar theoretisch während des Studiums bereits die nötigen Kenntnisse erworben worden sein, praktisch beschäftigt man sich jedoch selten umfassend mit den Suchmaschinen und damit, wie sie genau funktionieren. Hier im Vorfeld der eigentlichen Themenvergabe und des offiziellen Countdowns bereits nach facheigenen Portalen, Sondersammelgebieten etc. auch auf den Homepages anderer Universitäten zu suchen, erspart einem hinterher Zeit und eröffnet einem einen schnellen Zugang zu qualitativen Suchergebnissen.

 

Suchmethoden

Grundsätzlich gibt es zwei Vorgehensweisen, um geeignete Literatur zu finden: die Schlüsselwortsuche (auch systematische Suche) und das Schneeballprinzip.

 

Schlüsselwortsuche

Die Schlüsselwortsuche baut auf der Vorrecherche von Suchmaschinen und Internet-Portalen auf, mithilfe derer man dann gezielt nach den thematischen Schlüsselwörtern suchen kann. Ist die Menge der Treffer zu groß, um per Hand durchforstet zu werden, sollte man die Booleschen Operatoren einsetzen und die Suche einschränken. Auch die Suchparaphrase kann spezifiziert werden.

Werden zu wenige Treffer erzielt, sollte man folgende Strategien ausprobieren:

  1. Wortteile durch Platzhalter wie * ersetzenund dadurch grammatische und lexikalische Varianten, teilweise sogar anderssprachige Verwandte des Wortstamms und damit mehr Literatur und neue Autoren  (s. Schneballprinzip) finden.
  2. Überlegen, unter welchen Synonymen oder verwandten Bezeichnungennoch Informationen zu dem eigenen Thema vermittelt werden könnten.Bsp.: Neben der Principal Agent Theorie wird im Deutschen auch von der Prinzipal-Agent-Theorie, der Prinzipal-Agenten-Theorie aber auch dem Prinzipal-Agent-Prinzip oder dem Prinzipal-Agenten-Modell gesprochen. Oder statt nur nach haptischen Metaphern zu suchen, sollte man auch den Terminus Berührungsmetaphern recherchieren.
  3. Englischsprachige Literatur(oder andere Sprachen, die man beherrscht) unbedingt miteinbeziehen, indem man die entsprechenden Suchbegriffe eingibt. Hierbei ist lediglich darauf zu achten, dass man den korrekten fremdsprachlichen Terminus wählt (z.Bstandardized product anstatt *standard product für “Standardartikel”).
  4. Gezielt nach Autoren suchen kann, die man bereits kennengelernt hat und die im bearbeiteten Spezialgebiet geforscht haben.
  5. Nach themenrelevanten fertigen Bibliographien (online oder Print) suchen.

Die Schlüsselwortsuche ist mit Sicherheit die zuverlässigste Methode um nach Literatur zu suchen. Vorsicht ist aber dann geboten, wenn dieser Punkt im Zeitplan mehr und mehr Zeit verschlingt. Da die Schlüsselwortsuche sehr aufwendig ist, sollte sie gut organisiert und gezielt angegangen werden.

 

Schneeballprinzip

Bei dieser Methode geht man von einem Fachbeitrag zum gewählten Thema aus und sucht sich aus der dort aufgeführten und zitierten Literatur die Beiträge aus, die weitere Informationen zum eigenen Thema enthalten könnten. Die Bibliographien der dadurch ermittelten Veröffentlichungen werden dann ebenfalls wieder als Sprungbrett für weitere Veröffentlichungen genutzt.

Neben Fachveröffentlichungen können auch die Literaturangaben von Thesenpapieren von Mitstudierenden oder die Lektüreangaben und Veröffentlichungslisten von Lehrenden den entscheidenden Anfang bilden.

Eine Gefahr dieser Suchmethode ist allerdings, dass sie dazu führt, dass man einem Argumentationslinie bzw. einer Forschungsmeinung zu sehr folgt, weil sich genau die Forscher gegenseitig zitieren, die über bestimmte Sachverhalte einer Meinung sind. Ein Nachteil liegt außerdem darin, dass diese Art der Suche sich immer vor allem der älteren Forschung zuwendet und neuere Literatur hier nicht beachtet werden kann.

Der größte Nachteil ist aber, dass diese Methode nicht systematisch ist. Man trägt also zum einen immer das Risiko, dass man wichtige Literatur nicht zur Kenntnis genommen hat und zum anderen, dass man exakt die gleiche Literatur lesen wird, die alle anderen Forscher auf diesem Gebiet auch gelesen haben. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch zu den gleichen Ergebnissen zu kommen. Versteckte Spezialaufsätze oder Publikationen in seltenen Sprachen findet man also mit dieser Methode nicht.

Diesen Nachteilen und Risiken steht der unschlagbare Vorteil gegenüber, dass diese Art des Bibliographierens schnell zu Ergebnissen führt und dabei hilft, sich einen ersten Überblick über die vorhandene Forschung zu verschaffen, auch wenn man z.B. noch keine durchdachte Gliederung erstellen konnte.

 

Generelle Tipps

  • für optimale Ergebnisse und höchste Effektivität beide Suchmethodenmiteinander kombinieren.
  • eine Liste anlegen, welche Suchkanäle man schon abgearbeitet hat (speziell bei Doktorarbeiten wichtig!)
  • wenn genügend Überblicksliteratur zusammengetragen wurde, nur noch spezifische Abhandlungen aufnehmen, sonst wird die Materialfülle zu groß.
  • sich zeitliche Grenzen setzen, sowohl was den bearbeiteten Publikationszeitraum angeht als auch die investierte Eigenzeit.
  • Fachliteratur muss immer im Original eingesehen werden, sind diese auch per Fernleihe und auf Nachfrage beim Betreuer nicht erhältlich, sollten sie gleich aus der Literaturliste gelöscht werden, denn zitieren ohne Einsicht in den Originaltext ist unredlich!
  • Genügend Zeit für Fernleihen oder Vormerkungen einplanen(„Die Zeitschrift gibt’s bei uns nicht“ ist ein denkbar schlechtes Argument, das keinen Betreuer überzeugt.).
  • Literaturliste bei Unsicherheit dem Betreuer vorlegen. Sollten absolute Schlüsselwerke fehlen oder die Ausrichtung in eine falsche Richtung weisen, kann bereits in diesem Stadium eingegriffen und einem schwerwiegenden Missverständnis bei der Umsetzung des Themas vorgebeugt werden!

 

Wer diese Tipps und Erklärungen beachtete, steht beim Bibliographieren zwar vor einem Haufen Arbeit, sollte aber kaum grobe Fehler begehen. Gute Organisation, penible Dokumentation und Rücksprache mit dem Betreuer – falls es hakt – sind hier die Garanten für den Erfolg!

 

Autor: